IMA-GH2: Instrumente zur Beschleunigung des Markthochlaufs grünen Wasserstoffs und seiner Derivate

Teilprojekt: Techno-ökonomische Forschung

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Im Dickicht der Wasserstoffförderung

Wie kann der Markthochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und Europa effizienter gestaltet werden? Prof. Veronika Grimm, Markus Albuscheit, Florian Biniosek und Johannes Wirth sowie Dennis Strempler und Timo Schneider aus dem Lab für Energy Systems und Market Design an der Technischen Universität Nürnberg sowie Stefan Rahim von der OTH Regensburg haben sich dieser Frage im Rahmen des Projekts “IMA-GH2: Instrumente zur Beschleunigung des Markthochlaufs grünen Wasserstoffs und seiner Derivate” gewidmet. Die Analyse, die im Rahmen eines Policy Briefs als Working Paper veröffentlicht wurde, beleuchtet die bestehende Förderlandschaft rund um den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft und zeigt zentrale Herausforderungen und Zielkonflikte auf.

Wasserstoff gilt als wichtiger Energieträger für die Transformation zur Klimaneutralität. In Deutschland und Europa wurde deshalb eine Vielzahl an Förderinstrumenten etabliert – von direkten Subventionen über auktionsbasierte Fördermechanismen bis hin zu regulatorischen Maßnahmen wie Emissionshandel und Nachhaltigkeits-Zertifizierungsverpflichtungen. Diese sollen Investitionsanreize schaffen und eine Marktintegration kohlenstoffarmer Wasserstofftechnologien ermöglichen.

Doch die Realität zeigt ein anderes Bild: Die Vielzahl an Instrumenten und bürokratischen Verfahren erhöht die Komplexität erheblich – was insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen zu Schwierigkeiten führen kann. Hinzu kommen Zielkonflikte zwischen dem politisch gewollten schnellen Markthochlauf und strengen Anforderungen an Nachhaltigkeit und Zertifizierung. Diese Spannungen beeinträchtigen die Investitionsanreize und erschweren die Entwicklung eines stabilen Marktes.

Eine zentrale Herausforderung ist der Mangel an Transparenz: Es fehlen belastbare Daten, um die Wirksamkeit der Maßnahmen abschätzen zu können. Kosten, Nutzen und Hebelwirkungen einzelner Projekte sind häufig unklar. Dadurch wird eine fundierte Bewertung der Effizienz erschwert – ebenso wie die strategische Weiterentwicklung der Förderlandschaft oder ein konstruktiver öffentlicher Diskurs.

An dieser Stelle setzt das Forschungsprojekt IMA-GH2, eine Kooperation der UTN mit der OTH Regensburg, an: Ziel ist es, diese Lücken zu schließen und eine fundierte Analyse der verschiedenen Instrumente zu ermöglichen. Im Rahmen des Projekts, das bis 2027 läuft, sollen detaillierte Analysen entstehen, die eine belastbare Grundlage für politische und wirtschaftliche Entscheidungen schaffen.

Die vollständige Analyse ist abrufbar unter: 

The jungle of public hydrogen funding in Germany: How complex instruments are shaping the market ramp up by Markus Albuscheit, Florian Biniosek, Veronika Grimm, Stefan Rahim, Timo Schneider, Dennis Strempler, Johannes Wirth :: SSRN

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Förderung: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)

Zusammenfassung: Im Forschungsvorhaben liegt der Fokus auf der Analyse von Instrumenten, die den Hochlauf von internationalen Wasserstoffmärkten unterstützen. Diese umfassen Instrumente wie die European Hydrogen Bank, den Auktionsmechanismus H2Global, die Klimaschutzverträge oder auch den Inflation Reduction Act in den USA. Im Forschungsvorhaben werden die Entwicklung und die Ergebnisse der verschiedenen Instrumente eingeordnet, mögliche Auswirkungen abgeschätzt und Vorschläge für die Weiterentwicklung von Instrumenten erarbeitet, so dass politische und wirtschaftliche Ziele über die Hochlaufphase verfolgt und erreicht werden können. Hierzu zählen vor allem die Etablierung erster Liefer-, Logistik- und Wertschöpfungsketten, der Aufbau heimischer Produktion und Nutzung, die Unterlegung von Wasserstoffpartnerschaften, die Schaffung von Importkorridoren und ein Anstoß für globale Commodity-Märkte in Kooperation mit den europäischen Nachbarländern. Dahinter stehen einerseits unterschiedliche Zeithorizonte, andererseits auch strategische Präferenzen und Zielvorgaben. Dafür ist eine detaillierte Analyse nach Wasserstoff und seinen Derivaten notwendig.

Der Fokus im Teilprojekt „Techno-ökonomische Forschung“ an der UTN liegt auf der Modellierung der Angebotsseite für H2-/PtX-Produkte für eine Kombination an möglichen Partnerländern und auf Konzepten zur Weiterentwicklung des Instrumentendesigns. Dafür werden bestehende Modelle zur techno-ökonomischen Modellierung zu der Prozesskette (Produktion, Transport, und Speicherung) von verschiedenen wasserstoffbasierten Produkten weiterentwickelt und in die gemeinsame Modellierung der Mechanismen auf der Nachfrageseite, welche durch die OTH Regensburg als Projektpartner fokussiert wird, eingebracht. Weiterhin soll das regulatorische Umfeld des Markthochlaufs von emissionsarmem Wasserstoff sowie im Speziellen der Instrumente zur Unterstützung und Beschleunigung des Hochlaufs von Wasserstoffmärkten kontinuierlich verfolgt werden, um die individuellen und kombinierten Auswirkungen bewerten zu können.

Projektleiter: Veronika Grimm

Mitarbeiter: Kiana Niazmand, Johannes Wirth, Markus Albuscheit und Florian Biniosek

Projektlaufzeit: 01.07.2024 – 30.06.2027

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