REPRESENT: Das Aufkommen des abstrakten Denkens

Zusammenfassung: Wir Menschen denken nicht nur darüber nach, was ist – sondern auch darüber, was sein könnte, was in Zukunft sein wird oder was andere für wahr halten. Um das zu verstehen, müssen wir mehrere verschiedene Vorstellungen der Welt im Kopf behalten und erkennen, welche davon sich auf die tatsächliche Welt beziehen, welche nur eine Möglichkeit darstellen, den Glauben von jemandem über die Welt widerspiegeln oder sich auf die Vergangenheit oder die Zukunft beziehen.
Viele unserer täglichen kognitiven Prozesse beruhen darauf, dass wir über verschiedene Vorstellungen der Welt nachdenken und verstehen, dass diese nicht unbedingt mit der tatsächlichen Welt übereinstimmen müssen – vom Denken über die Zeit über die Erwägung verschiedener Möglichkeiten (z. B. wenn wir uns auf verschiedene mögliche Ergebnisse in der Zukunft vorbereiten) bis hin zum Verständnis, wie andere Menschen die Welt sehen. Die Fähigkeit, über die Welt in Form solcher abstrakter Vorstellungen zu denken, ist möglicherweise eine der Säulen unserer einzigartigen menschlichen Fähigkeit zum abstrakten Denken.
Das Ziel des ERC finanzierten Projekts REPRESENT ist es, zu verstehen, wie sich das Denken über Repräsentationen in der frühen Kindheit entwickelt und wie solche parallelen Repräsentationen im menschlichen Gehirn implementiert werden. Wir werden dies in Bezug auf verschiedene menschliche kognitive Fähigkeiten untersuchen:
- Die Fähigkeit, Schlussfolgerungen darüber zu ziehen, was andere Menschen denken oder glauben (d. h. Theory of Mind).
- Das Denken über verschiedene Möglichkeiten.
- Das Denken über Zeit sowie weitere Fähigkeiten, die möglicherweise das Nachdenken über alternative Repräsentationen der Welt erfordern.
Wir untersuchen diese Fragen mit einer Kombination aus verhaltens- und neurowissenschaftlichen Methoden im Säuglings- und Kleinkindalter sowie bei Erwachsenen, einschließlich Eye-Tracking, EEG und MRT.
Diese Forschung wird durch den ERC Starting Grant REPRESENT finanziert und findet in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften statt.
Selbst- und Fremdverständnis

Zusammenfassung: Eine Leitfrage unserer Forschung ist, wie Kleinkinder beginnen, sich selbst und andere zu verstehen. Unsere Forschung zeigt, dass sich Kleinkinder stark von anderen leiten lassen. Sie scheinen die Welt mit den Augen der anderen zu sehen und zu verstehen. Wenn sie im zweiten Lebensjahr fähiger werden, selbst auf die Welt einzuwirken, tritt ihre eigene Perspektive stärker in den Vordergrund. Erst einige Jahre später, etwa im Alter von 4 Jahren, beginnen sie zu verstehen, dass ihre eigene Perspektive und die der anderen unterschiedlich sein können. Dies ebnet den Weg für ein reifes Verständnis der Gedanken anderer (d. h. eine Theory of Mind). Wir untersuchen die Rolle des Selbst und des Anderen in der frühen Entwicklung und die Art und Weise, wie sich dies auf die Wahrnehmung der Welt und das Verständnis der Anderen durch die Kinder auswirkt.