
Die Kongresshalle ist ein unvollendetes Gebäude auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Sie ist das größte noch bestehende Relikt nationalsozialistischer Herrschaftsarchitektur und nach Prora und dem Flughafen Berlin-Tempelhof der drittgrößte erhaltene nationalsozialistische Monumentalbau überhaupt. Sie sollte laut Grundsteinlegungsurkunde „auf Jahrtausende hinaus dem Parteikongreß der NSDAP eine Stätte […] bieten“ und als Aufbewahrungsort der Reichskleinodien dienen. Die Kongresshalle steht seit 1973 unter Denkmalschutz. Im Jahr 2021 kam sie international in die Schlagzeilen, weil die Stadt Nürnberg während der auf acht Jahre veranschlagten Sanierung des Opernhauses dort dessen Interimsspielstätte unterbringen und hierzu im Innenhof dauerhaft einen neuen Baukörper einfügen wollte. Dazu kam es durch Corona bisher nicht. Nun sollen zur Spielzeit 2028/29 die Sparten Musiktheater, Ballett und Konzert des Staatstheaters einziehen, während das Opernhaus am Richard-Wagner-Platz saniert und erweitert wird.
Bis 2020 herrschte in Nürnberg weitgehende Übereinstimmung über die Bedeutung der Kongresshalle als Lern- und Geschichtsort. So formulierte der damalige Oberbürgermeister Ulrich Maly 2014 im Vorwort einer Veröffentlichung zur Kongresshalle: „Zeppelintribüne und Zeppelinfeld sind ebenso wie die unvollendet gebliebene Kongresshalle mit ihrer beispiellosen Herrschaftsarchitektur authentische Lernorte von herausragender Bedeutung in der nationalen und internationalen Erinnerungslandschaft. Wir wissen um das Bedürfnis vieler Menschen, sich gerade an solchen Stätten mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Das eröffnet auch andere Zugänge in der Vermittlung der Geschichte. Je ferner die NS-Zeit rückt, umso größer wird die Bedeutung dieser sicht- und betretbaren Bauwerke.“
Zur Vorbereitung der kulturellen Umnutzung eröffnete Ende Mai 2023 der White Cube Kongresshalle. Im White Cube Kongresshalle sollen Ausstellungen, Lesungen, Diskussionen, Theater, Konzerte und Kunstinstallationen stattfinden. Er soll einen Einblick in die Funktionalität der ab 2027 in der Kongresshalle vorgesehenen weiteren „Ermöglichungsräume für Kunst und Kultur“ auf knapp 7 300 Quadratmetern geben. Gleichzeitig mit dem Einbau der Opernhalle (s. u.) soll ein neues Kulturareal geschaffen werden, indem Teilstücke des Bauwerks dauerhaft für eine Kunst- und Kulturnutzung erschlossen werden. Für diese Ermöglichungsräume werden vier der insgesamt 16 Sektoren des Kongresshallen-Rundbaus umgebaut (die Sektoren eins und zwei sowie neun und zehn; die Zählung beginnt am nördlichen Ende des U-förmigen Baus, wobei die beiden Kopfbauten nicht berücksichtigt werden), so dass dort Produktions- und Präsentationsflächen für Künstlerinnen und Künstler entstehen. Damit soll auf den in Nürnberg herrschenden Mangel an Proben- und Aufführungsräumen, Ateliers, Galerien und Orten des künstlerischen Austauschs mit konkreten Raumangeboten reagiert werden. Hierfür rechnet die Stadt mit Kosten von 44 Millionen Euro.